Fasnacht

Das Wort Fastnacht ist mit verschiedenen regionalen Abwandlungen (z.B. Fasnacht im Tiroler Raum) seit 1200 urkundlich erwähnt. Es ist eindeutig von dem kirchlichen Begriff „Fasten“ abzuleiten und bedeutete ursprünglich die „Fastennacht“, den Vorabend und die Nacht vor Beginn der kirchlichen Fastenzeit. Mit Fastnacht war also der Dienstag vor Aschermittwoch gemeint, seitdem das Konzil von Benevent 1091 den Beginn der österlichen Fastenzeit auf den Mittwoch vor dem Sonntag Invocabit legte.
Die zunächst nur für einen Tag bzw. eine Nacht geltende Bezeichnung dehnte sich allmählich auf einen Zeitraum von mehreren Wochen aus.
Andere Herleitungen des Wortes Fastnacht – etwa von „faseln“ im Sinne von Unsinn reden oder von „fas(l)n“ für fruchtbar werden – werden zwar bis heute immer wieder bemüht, sind allerdings nicht haltbar.
Wie über den Begriff herrschen auch über Ursprung und Sinn der Fastnacht verschiedene Ansichten.

Angesichts der Vielfalt fastnachtlicher Bräuche kann das Phänomen aus der sprachlichen Herleitung allein jedenfalls nicht ausreichend erklärt werden. Im Mittelalter kennzeichnete die meist mit Dreikönig beginnende und bis Aschermittwoch dauernde Fastnacht einen Zeitabschnitt, der in wirtschaftlicher, rechtlicher und verwaltungsmäßiger Hinsicht besondere Bedeutung hatte.
In dieser Zeit waren grundherrschaftliche Zinsabgaben bzw. Fronverpflichtungen zu leisten. Ein tiroler Weistum des 15./16. Jahrhunderts etwa weist auf Recht und Gewohnheit „zu vasnacht“ hin.
Auch die amtlichen Jahresabrechnungen, die Ratablösungen in den Städten fanden – meist verbunden mit einer Bewirtung oder einem Gelage – zur selben Zeit statt. Aus vormals rechtlichen Anlässen entwickelten sich so allmählich brauchtümliche Formen.

Das Ende der Fastnachtszeit markiert aber auch den Übergang vom Winter zum Frühling, und so finden wir in den Fastnachtsbräuchen verschiedene Elemente eines scheinbaren Winteraustreibens und Frühlingsanfangs wie das Aperschnalzen. Während diese Aspekte der Fastnacht bei Versuchen einer einseitig mythologischen, fruchtbarkeitskultischen Interpretation lange Zeit in den Vordergrund gerückt wurden, fanden offensichtliche Zusammenhänge der Volksfastnachten mit höfischen Festen der Renaissance und des Barock, wie z.B. mit den „Mummereyen“ Kaiser Maximilians, mit städtischen Zunftbräuchen und spätmittelalterlichen Volksschauspielen zu wenig Beachtung.
Die in den Tiroler Fastnachten häufig anzutreffenden „Wilden Männer“ mit Baumbart oder Kranewitt verhüllte Gestalten, galten sogar schon im Mittelalter als beliebte und häufig gebrauchte Masken. Auch die Figur des Bären trat bereits bei höfischen Festzügen auf. Betrachtet man historische Nachrichten über noch bestehende und bereits abgekommene Tiroler Fastnachten, spricht vieles dafür, daß dem spielerischen Moment in diesen wie in vielen anderen Bräuchen eine wesentliche, wenn nicht entscheidende Rolle zukam und -kommt.

Fastnachtsbräuche können so gesehen als eine Form des Schauspiels gesehen werden, das den Menschen einmal im Jahr ermöglicht, in eine andere Haut, ein Rolle zu schlüpfen und „verkehrte Welt“ zu spielen.